Schwäbische Zeitung vom 16.06.09
Seemooser Zaun: PSG, ZU und Gemeinderat stinksauer
FRIEDRICHSHAFEN – Die Stadt hat am Seemooser Horn Bäume einzäunen lassen, um Ausgleichsmaßnahmen zu erfüllen. Angeordnet hatte das Landratsamt eine Einzäunung, nicht jedoch von solchem Ausmaß, wie jetzt zu erfahren ist. PSG und ZU sind stinksauer, der Gemeinderat zeigte Unverständnis für unabgesprochene Aktionen.
Das Seemooser Horn hat jetzt den Seemooser Zaun. Den haben die PSG-Sportler ebenso wie die Zeppelin Universität vor die Nase gesetzt bekommen und zwar genau da, wo die beiden Areale am See zum Relaxen, Erholen und Ausruhen – nicht nur ZUler und PSGler – einladen.
Im Uferbereich hat die Stadt Friedrichshafen auf Anweisung des Landratsamtes einen Zaun gesetzt, dessen Ausmaße nun die Gemüter erregt. "Da fehlt doch nur noch die Selbstschussanlage", erinnert das Bauwerk so manchen Zeitgenossen an die deutsch-deutsche Ex-Grenze. "Die Bäume sind gefangen", oder "wer soll hier eigentlich vor wem geschützt werden?" sowie der Vorschlag, die Areale zur Aufzucht von Bodensee-Zwergziegen zu nutzen – die Bandbreite der Verärgerung reicht bis mindestens ans andere Seeufer.
Verantwortlich auf Seiten der Stadt war das Stadtbauamt, Abteilung Grünflächen. Der dortige Abteilungsleiter Gert Himmer ist sich der Rechtmäßigkeit sicher. "Die Vorgabe war, einzuzäunen und wir haben einen Zaun gewählt, der nicht gleich wieder als Lagerfeuerholz dient." Stahl brennt nicht und die Rechtmäßigkeit wird vom Landratsamt auch bestätigt. "Die Maßnahme dient als Ausgleich für die versiegelten Flächen im Bereich der Sportanlagen der PSG. Es sollten Pflanzeninseln eingezäunt werden, damit dort der Krautwuchs gefördert und Strauchbildung ermöglicht wird", sagt Hans Dreher, Amtsleiter des Umweltschutzamtes. Aber Pflanzinseln seien auch anders darstellbar, als "durch einen solchen Verhau, den hier niemand so haben wollte", meint der erste Landesbeamte Joachim Kruschwitz im Landratsamt. Das sei so, als ob ein Vermieter seinem Mieter plötzlich den Zugang zu einigen Zimmern verwehrt. Von Besitzstörung ist die Rede Juristen sprechen in solchen Fällen im Übrigen von Besitzstörung und eine solche kann sogar zur Anzeige gebracht werden, ist an gut informierter Stelle im Landratsamt sonst noch zu hören.
Ob Hans-Peter Kaldenbach, Geschäftsführer der Zeppelin Wohlfahrt als Pächterin des Areals, den Klageweg beschreitet, ist noch unklar. Er ist jedoch arg sauer, weil er zuvor nicht über eine derart weitgehende Maßnahme informiert worden sei. Und PSG wie ZU sind ebenfalls erbost, weil dieser Zaun eine "gänzlich übertriebene Maßnahme darstellt, die hier niemand haben will". Es habe seit 40 Jahren PSG-Betrieb keine Eingriffe in die Natur gegeben. Das Unterholz und Krautwerk sei vielmehr erst kürzlich durch Baufahrzeuge und deren Material zerstört worden, sagt Udo Weisner, Abteilungsleiter PSG-Freizeitsport. Und der Holzzaun entlang des ZU-Geländes stehe auch nach über einem Jahr noch und sei nicht verbrannt.
Und ganz aktuell greift Brigitte Messmer (SPD) das Thema in der gestrigen Ratssitzung auf und stellt die Frage, ob diese Maßnahme nocheinmal überprüpft werden könne. Fraktionen zeigen sich empört, Eduard Hager (CDU) fühlt sich "verarscht", weil diese Maßnahme überhaupt nicht abgesprochen gewesen sei und die Grüne Monika Blank fragt sich, warum das Grünflächenamt den gleichen Fehler immer zweimal machen müsse. Auch am Königsweg sei ein Zaun wieder entfernt worden, weil ihn niemand so haben wollte.
(Erschienen: 16.06.2009)